"Hauptsache, es macht Spaß!"

Stand-Up Paddeln entwickelt sich zu einer wahren Trendsportart, auch bei Familien. Surflehrer Bo Roosch gibt Tipps, wie wir Kinder sicher aufs Board bringen und welche Ausrüstung die Richtige ist

Draußen
Von Anna Biß, 05.07.2022 0 Kommentare

Es ist Sommer und die Menschen zieht es ans Wasser – seit einigen Jahren vermehrt auch aufs Wasser. Egal, ob Fluss, Meer oder See, überall tummeln sich Menschen mit Stand-Up Paddleboards (SUPs). Ein Sport für alle, so scheint es. Und trotzdem gibt es einiges zu beachten – gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Wir haben mit Surflehrer Bo über Sicherheitsaspekte, Revierkunde, Ausrüstung und Board-Schnäppchen vom Discounter gesprochen.

Ab welchem Alter kann ich mein Kind mit zum Stand-Up Paddeln nehmen?

Auf jeden Fall ab vier. Das machen wir hier in der Surfschule auch so. Das ist ein Alter, wo man sagen kann: das passt!

Und dann am Besten erstmal bei mir mit aufs SUP?

Kommt drauf an, was für ein Revier und Ressourcen Du hast. Wenn es ein entspanntes Revier ist, wo keine Strömung oder sonstige Gefahren da sind, kann das Kind auch schon relativ früh ein kleines Inflatable-SUP oder ein Softtop Stand-Up Paddelboard bekommen.

Da kann es dann auch aufs Brett fallen, ohne dass es sich großartig weh tut und einfach erstmal Balance und sowas finden. Ich glaube, fürs Kind ist sogar geiler, wenn es auf einem eigenen Brett üben kann.

Warum?

Es wird kippeliger, wenn man zu zweit drauf ist. Jede Körperbewegung wird ja irgendwie aufs Board übertragen. Und damit auch auf den- oder diejenige, die mit drauf ist. Da ist es dann nochmal ein bisschen schwieriger, das Gleichgewicht zu halten.

Wenn ich mein Kind mit zum SUPen nehme, was sollte ich dafür können?

Du solltest auf jeden Fall wissen, was Du da tust. In jeder Hinsicht! Also auch ausgehend davon, dass es trotz aller Vorsicht zu Notfallsituation kommen kann, dem Kind was passieren kann. Man sollte schon mit einer gewissen Expertise an die Sache rangehen.

Kannst Du ein paar Beispiele nennen?

Du solltest grundlegende Kenntnisse über den Sport haben. Die Basics solltest du beherrschen und nicht nur wissen. Genau das gleiche gilt für den Umgang mit Notfallsituationen. Du musst Dich im Vorwege vernünftig mit Wind- und Wetterkunde auseinandersetzen und dementsprechend Gefahren abwägen können, zum Beispiel bei einem überraschend aufziehenden Unwetter. Und wenn wirklich mal was passieren sollte, auch wissen, wie du schnellstmöglich wieder Sicherheit in die ganze Geschichte bringst.

Wie bereite ich mich im Vorwege am besten vor?

Du solltest zumindest einen Einführungskurs bei einer Surf- oder SUP-Schule gemacht haben, bei dem man die Basics schnell theoretisch vermittelt bekommt und dann unter Aufsicht auf dem Wasser ausprobieren kann. Dass Du den Sport schon mal gemacht hast, ist das Minimum. Man muss kein Profi sein, aber die Basics sollten sitzen.

Bei zu stark ablandigem Wind aufs Wasser gehen – ein absolutes No Go!

Surflehrer Bo Roosch übers SUPen mit Kindern

Welche Sicherheitsaspekte sollte ich auf jeden Fall beachten, wenn ich mit Kindern unterwegs bin?

Fürs Kind brauchst Du eine Schwimm- oder Rettungsweste, vor allem, wenn Dein Kind noch nicht schwimmen kann, und einen möglichst langen Neoprenanzug gegen Unterkühlung und als Sonnenschutz. Und alles, was dann noch aus dem Neoprenanzug rausguckt, cremst Du halt noch mal dick mit Sonnencreme ein.

Das Kind soll das Ganze ja als positives Erlebnis wahrnehmen und in Erinnerung behalten – und da spielt unter anderem auch eine Rolle, ob es dabei einen Sonnenbrand kriegt oder eben nicht. Außerdem brauchst Du auf jeden Fall ein entspanntes Revier.

Das heißt?

Möglichst Flachwasser, damit Du, falls das Kind mal reinfällt, einfach schnell vom Board gehen kannst. Im besten Fall stehst Du eh schon daneben. Denn auch, wenn das Kind mit der Schwimmweste zwar oben schwimmt, kann es Panik kriegen, und dann musst Du es schnell sichern können.

Dann brauchst Du ein vernünftiges Brett. Da würde ich jetzt nicht unbedingt ein hartes Board empfehlen. Denn wenn das Kind irgendwie ausrutscht oder umfällt, ist die Verletzungsgefahr bei den Hardboards höher.

Was sind absolute No Gos?

Am Ende des Tages alles, was Dein Kind auch nur im Geringsten gefährdet. Sobald irgendwo ein Gewitter aufzieht, das aus dem Wasser gehen noch hinauszuzögern, finde ich beispielsweise extrem fahrlässig. Ich würde einfach niemals zu viel riskieren. Am offenen Meer sollte man nicht zu weit rausgehen: Auch wenn es ein großes Stehrevier gibt – irgendwann wird es tiefer. Oder bei zu stark ablandigem Wind aufs Wasser gehen – ein absolutes No Go!

Ansonsten muss man ein bisschen selber gucken und einschätzen können, wie das Kind drauf ist. Aber alles, was irgendwie fürs Kind unangenehm wird und zu Panikreaktionen führen kann, geht gar nicht.

Bo Roosch mit Surfboard
Bo Roosch

... ist gelernter Sozialpädagoge und Surflehrer. Seit sechs Jahren leitet er hauptberuflich die Wassersportschule Brasilien am Schönberger Strand, direkt an der Ostsee. Neben Kursen im Windsurfen, Wellenreiten, Wing- und Pumpfoilen, werden dort auch SUP-Kurse angeboten.

In seiner langjährigen Tätigkeit als Surflehrer hat der 28-Jährige schon so manches Kind sicher aufs Board gebracht.

Wenn ich ein eigenes SUP für mein Kind anschaffen möchte, was sollte ich beim Kauf beachten?

Wie gesagt: Softtop oder i-SUP. Und was das Paddel angeht, am besten im Fachgeschäft beraten lassen.

Wie muss das Board denn auf Größe und Gewicht des Kindes abgestimmt sein? Es gibt ja auch extra Kids-Boards.

Ja, genau. Kinder brauchen fast gar nichts an Volumen. Aber es kommt natürlich drauf an, wie viel man dafür ausgeben will. Die wachsen ja recht fix und sind dann auf einmal doch 14. Dann funktioniert so ein Kinderbrett gar nicht mehr so gut. Es kommt auch darauf an, was man machen will. Ganz kleine Kids trägt auch ein Wellenreitboard mit nur 40 Liter Volumen.

Kann ich auch ein Universalboard für die ganze Familie kaufen oder wird das dann tatsächlich schwierig mit den unterschiedlichen Gewichtsklassen?

Naja, sicher ist ja, dass das Kind definitiv auf dem Brett stehen wird, egal wie alt oder wie schwer es ist. Mit einem großen, breiten Brett wird es dann schwierig fürs Kind, vernünftig zu paddeln. Beziehungsweise, wenn es zu wenig Gewicht hat, überhaupt eine Lenkbewegung aufs Board zu übertragen. Aber auch da kommt es auf die Ziele an: Die Hauptsache ist ja, es macht Spaß! Wenn es nur ein witziges Familienerlebnis sein soll, lohnt es sich natürlich nicht, direkt ein Kidsboard zu holen.

Was ist denn von Board-Schnäppchen von Aldi, Lidl und Co. zu halten?

Kommt immer drauf an, was da verkauft wird. Eigentlich finde ich es cool, dass die Leute, die Bock auf den Sport haben, schnell an die Materialien rankommen können. Wenn Du zum Beispiel anfängst mit Wind- oder Kitesurfen oder so, kostet das gleich ein paar tausend Euro. Und bei den Brettern beim Stand-Up Paddeln ist das ähnlich. Wenn man sich die Marktführer im Surfgeschäft anguckt, kostet ein Inflatable-SUP vielleicht 1.000 Euro aufwärts, dazu noch ein Paddel, was im schlimmsten Fall auch noch 200 Euro kosten soll …

Um den Sport erstmal auszuprobieren, sind solche Schnäppchen ein super Deal. Deswegen finde ich es cool, dass man auch mal ein Komplettset für wenig Geld bekommt – was ja auch nicht unbedingt schlecht sein muss!

Also würdest Du nicht grundsätzlich davon abraten?

Nein. Wenn Du Dir das schnell kaufen kannst, und sich daraus eine Leidenschaft, entwickelt, ist das doch super. Der Nachteil daran ist, dass sich jede*r x-Beliebige, so ein Ding zulegen kann, ohne überhaupt eine Ahnung von irgendwas zu haben. Und dann wird es halt richtig schnell gefährlich. Nicht nur für den- oder diejenige*n selbst, sondern auch für alle anderen, die irgendwie damit zu tun haben – zum Beispiel Kinder.

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