"Den Schulranzen will ich!"

Auf Schulranzen-Messen können künftige ABC-Schützen hunderte Modelle anschauen und ausprobieren. Unsere Autorin berichtet, wie sie auf einer Messe das passende Stück für ihre Tochter gefunden hat

Erleben
Von Dorthe Voss, 12.01.2023 0 Kommentare

Es war gefühlte zwei Tage her, dass der Weihnachtsmann den Kindergarten-Rucksack gebracht hatte und – zack! – lag das Thema Schulranzen auf dem Tisch. Eigentlich wusste ich nach kurzer Internet-Recherche ganz genau, welches Modell es sein sollte. Deshalb hätten wir eigentlich in das nächste Fachgeschäft gehen und dort genau diesen einen Ranzen anprobieren können. Doch dann erzählte mir eine andere Mama von den Messen extra für Schulranzen. Mit verschiedenen Herstellern, Beratung und besonderen Aktionen. Da es für uns (abgesehen von dem eigenen) der erste Schulranzen war, fanden wir das eine tolle Möglichkeit.

Online haben wir einen für uns passenden Termin und gut zu erreichenden Ort ausgesucht. Was in diesem Fall der Showroom eines Autohauses war. Dass das Angucken und Testen des Schulranzens ein Familienausflug werden sollte, war klar. Die zukünftige Trägerin musste selbstverständlich mit und der Papa auch, als Entscheidungshilfe. An diesem Tag sind wir gleich nach dem Frühstück aufgebrochen – um den befürchteten Riesen-Ansturm zu umgehen. Tatsächlich war es aber die ganze Zeit über nicht zu voll.

Am Eingang war ich kurz irritiert: Müssen wir Eintritt bezahlen? Nein … stattdessen wurde unsere Tochter direkt mit den Unterlagen für eine kleine Rallye versorgt, die von Aussteller zu Aussteller führen sollte. Die haben wir aber irgendwie völlig verschwitzt und unseren eigenen Parcours durch die kleine Halle gefunden. Der Aufbau war sehr übersichtlich gehalten. Die Ranzen selbst standen – jeweils nach Hersteller sortiert – in Reihen nebeneinander.

Unser Weg führte uns als erstes zum vorher (von mir) ausgewählten Modell. Ein paar Kinder waren schon dabei, ihren Ranzen anzuprobieren, während die Mitarbeiter alles erklärten und zurechtruckelten. Mit einem gezielten Griff zog ich meinen Favoriten aus der Reihe und gab ihn meiner Tochter. Sie fand ihn nicht besonders hübsch. Aufgesetzt hat sie ihn dann trotzdem – dank meiner fast schon verkäufertauglichen Rede über die tolle Farbe, die rucksackartige Form, die niedlichen und per Klettverschluss austauschbaren Tierbilder …

Hatte allerdings nicht viel Sinn. „Der ist zu schwer!“, dröhnte es mir entgegen, Sekunden bevor ich überhaupt den Brustgurt schließen konnte. „Den will ich nicht!“ Zack, weg. Tief durchatmen und einfach mal bei den anderen fünf bis sechs Herstellern vorbeigucken.

Überall nahmen sich die Fachverkäufer viel Zeit, den kleinen Mädchen und Jungen (und ihren Eltern) verschiedene Ranzen zu zeigen und beim Anprobieren zu helfen. Wir schlenderten ein wenig durch die Reihen und blieben schließlich bei einem für mich bis dahin völlig unbekannten Hersteller hängen. "Der ist schön! Kann ich den?" Mintgrün mit Pink und Grau, diese Farbkombi hatte unsere Tochter gefesselt. Alles andere fand sie unwichtig.

Mädchen mit Schulranzen
Nach der Messe trägt meine Tochter ihren Ranzen stolz nach Hause. Auch ein Jahr später packt sie ihn noch gern für die Schule

Während wir kurz auf die zuständige Mitarbeiterin warteten, lauschten wir den Beratungs-Gesprächen der anderen und staunten darüber, wie winzig so ein ABC-Schütze doch ist – und wie riiiiesig der Schulranzen dagegen wirkt. Dann waren wir an der Reihe. Geduldig half die Fachverkäuferin beim Aufsetzen und Einstellen und beantwortete all meine Fragen. Ist der nicht zu breit? Reicht zu sehr über den Po? Für unsere Tochter war klar: Dieser Ranzen soll es sein. Doch ich wollte gern auch noch einmal die fachmännische Meinung zu meinem Liebling hören – der wurde fix geholt und ebenfalls getestet, eingestellt und besprochen. Saß richtig gut.

Unsere Tochter ließ sich jedoch nicht von ihrem Modell abbringen. Und das sollte man akzeptieren, denn: Wenn das Kind aus irgendeinem – und sei es noch so unverständlichen – Grund eine Abneigung gegen ein Modell hat, können Mama und Papa noch so viele coole Sachen darüber sagen … es bringt nichts. Und wer sich die allmorgendliche Diskussion über das Aufsetzen des Ranzens sparen möchte, tut gut daran, die Wünsche des Kindes nicht ganz zu ignorieren. Diesen Tipp gab uns die Mitarbeiterin an die Hand. Und da der ausgewählte Ranzen keinesfalls schlechter saß, musste ich einsehen, dass sie Recht hatte.

Schulranzen: Erlebnis-Einkauf

Messen

Von Januar bis April werden in allen Ecken Deutschlands Schulranzen-Messen angeboten – mancherorts sogar noch bis in den Sommer hinein. Die Messen haben in der Regel pro Stadt einen Veranstalter (meist ein Fachgeschäft für Schulbedarf und Taschen), der dann einen oder mehrere Termine zur Wahl bereithält. Dort finden Eltern und Kinder ein vielfältiges Angebot an Marken und Modellen.

Partys

Schulranzen-Partys spezialisieren sich meist auf einen Hersteller, dessen Produkte vorgestellt werden. Sie sind eine Alternative zu den Messen, wenn schon ganz klar ist, dass nur diese Marke infrage kommt. Spaß und Aufregung bieten beide Varianten.

Termine

Wie findet Ihr eine Veranstaltung in Eurer Nähe? Ganz einfach: Gebt "Schulranzenmesse" in die Suchmaschine ein – und schon werden Euch einige Messen mit unterschiedlichen Orten angezeigt. Solltet Ihr Eure Stadt nicht finden, gibt es außerdem die Möglichkeit, auf den Webseiten der Hersteller nachzuschauen. Dort sind die Termine häufig auch vermerkt.

Den Schulranzen haben wir dann direkt vor Ort gekauft. Es handelt sich also nicht um ein Ausstellungsstück. Je nach Hersteller gibt es beim Kauf ein Messe-Geschenk dazu. Das können ein paar Prozente auf den Kaufpreis sein, oder eine Federtasche als Dreingabe, die direkt vor Ort von professionellen Graffiti-Sprayern mit individuellen Motiven oder Schriftzügen aufgehübscht wird.

Zu unserem Kauf bekamen wir außerdem ein witziges, vor Ort geschossenes Foto unserer Tochter. Das kann, genau wie die niedlichen Tierbilder, per Klettverschluss am Ranzen befestigt und immer wieder getauscht werden. Doch bis heute – ein Jahr nach der Einschulung – mag sie es noch immer sehr!

Mit all diesen tollen Dingen im Gepäck, vermutlich einem vorfreudigen Kribbeln im Bauch des zukünftigen Schulkinds – und zugegeben einem etwas wehmütigen Gefühl bei Mama und Papa – ging es zum Imbiss-Wagen. Eine kleine Stärkung war trotz der recht hohen Preise für Pommes und Co. ein Muss. Und ein schöner Abschluss dieses aufregenden Ausflugs. Ihren Ranzen hat meine Tochter natürlich bis zur Heimfahrt nicht mehr abgenommen.

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