Wir brauen Kräuter-Limonade

Frühling aus der Flasche: drei Kräuter-Limo-Rezepte für Euer nächstes Picknick. Wenn die ersten grünen Blätter sprießen, ist der richtige Zeitpunkt für die Ernte. 

Kochen & Backen
Von Dorthe Voss, 20.04.2018 0 Kommentare

Erfrischend und spritzig-kribbelig in Mund und Bauch – so sollte eine Limo sein. Und dabei bitte nicht zu süß. Gibt‘s nicht? Gibt‘s doch! Mit Sirup aus frühlings-frischen Zutaten wie Löwenzahn, Waldmeister und Tannenspitzen, die Ihr selber pflücken könnt. Einmal zubereitet, ist er immer wieder einsetzbar und verwandelt Mineralwasser in leckere Limonade.

Waldmeister-Sirup

Zutaten für ca. 1 Liter

  • 1 Handvoll (ca. 10 Stängel) Waldmeister
  • 500 g Zucker
  • 600 ml Wasser
  • 2 Bio-Zitronen

Achtung: Die Ernte der Blätter sollte vor der Blütezeit erfolgen! Nach der Blüte wird zwar mehr Aroma freigesetzt, dadurch ist aber auch der Wirkstoff Cumarin stärker – und der ist mit Vorsicht zu genießen.

Mädchen pflückt Waldmeister im Garten

Zubereitung:

  1. Am besten pflückt Ihr den Waldmeister einen Tag zuvor. Wascht ihn kurz unter fließendem Wasser ab und hängt das Sträußchen zum Trocknen auf. So kann sich das Aroma entwickeln.
  2. Den Zucker im Wasser ca. 10 min kochen, bis er sich vollständig aufgelöst und eine leicht dickflüssige Konsistenz angenommen hat.
  3. In der Zwischenzeit habt Ihr die Zitronen geviertelt und gebt sie nun mitsamt der getrockneten Waldmeisterblätter in den Sud. Vorsichtig durchrühren.
  4. Den Topf vom Herd nehmen und abgedeckt zwei Tage ziehen lassen.
  5. Zitrone und Waldmeister holt Ihr nun heraus und kocht den Sirup noch einmal kurz auf.
  6. Den Sirup noch heiß in kleine Flaschen füllen und fest verschließen.

Tipp: Wenn Ihr Euch wundert, dass die Limo nicht giftgrün wird, wie Ihr es vom Waldmeister-Wackelpudding kennt: Waldmeister färbt kaum, im Puddingpulver wird die Farbe (und auch das Aroma) künstlich hinzugesetzt.

Waldmeister (Galium odoratum)

Mädchen mit Waldmeister in der Hand
Familie: Rötegewächse
Merkmale: 6 bis 9, in Quirlen vom aufrechten Stängel abstehende Blätter; kleine sternförmige, weiße Blüten
Vorkommen: lichte Laubwälder und schattige Beete
Blüte: April bis Juni
Wissenswert: Leicht mit Kletten-Labkraut zu verwechseln, das ebenfalls kleine weiße Blüten trägt. Seine Stängel und Blätter sind aber borstig, die vom Waldmeister glatt.

Besonders gern werden die Blätter des Waldmeisters – der auch Maikraut oder Maiblume genannt wird – für Maibowle verwendet. Das feine Aroma entsteht aus Cumarin, das nach dem Trocknen der Blätter freigesetzt wird. Es ist gleichzeitig ein Wirkstoff, der zum Beispiel bei Schlafstörungen hilft. Die Krautpflanze eignet sich deshalb nicht nur für Getränke und Süßspeisen, sondern auch als Heilpflanze. Aber Vorsicht: Es sollte immer nur wenig verwendet werden – zu viel Cumarin kann Kopfschmerzen und Benommenheit verursachen.

Sirup-Variante mit Löwenzahn-Blüten

Ihr geht wie im Waldmeister-Rezept vor, nehmt aber stattdessen zwei Handvoll Löwenzahn-Blüten. Die gelben Blüten schließen sich jeden Abend. Am besten sammelt Ihr sie morgens auf einer wenig betretenen Wiese, kurz nachdem sie sich geöffnet haben. So bekommt Ihr möglichst viel vom wertvollen Pollen und Nektar mit.

Außer dem Stängel und der weißen Pusteblume ist übrigens alles vom Löwenzahn essbar – gebraten sogar die dunkelbraune Wurzel. Der Milchsaft im Stängel ist schwach giftig. Da ein wenig davon auch in den Blättern zu finden ist, sollte man nicht die ausgewachsenen, sondern möglichst junge Blätter dicht am Boden pflücken.

Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale)

Wiesen-Löwenzahn
Familie: Korbblütler
Merkmale: mähnenartige gelbe Blüte; hohler Stängel mit Milchsaft; in einer Rosette angeordnete, gelappte Blätter; die Pfahlwurzel kann bis zu 1 m lang werden
Vorkommen: Weiden, Wiesen, Äcker, sogar mitten im Asphalt
Blüte: April bis August
Wissenswert: Löwenzahn ist unverwechselbar. Jedes Kind kennt ihn – nicht zuletzt, weil seine Samen die Pusteblume bilden.

Sirup-Variante mit jungen Tannentrieben

Anstelle des Waldmeisters nehmt Ihr zwei Handvoll Tannenspitzen – und zwar nur die jungen Triebe! Im Mai bekommen die Nadelbäume einen Wachstumsschub. Das frisch gewachsene Stück ist an der hellgrünen Farbe sehr gut zu erkennen. Nur diese hellgrünen Spitzen – genannt Maiwipfel – können für den Sirup verwendet werden. Zum einen weil in ihnen das würzige Aroma steckt. Zum anderen schließt sich die Wunde am Baum hier schneller, als wenn Ihr einen ganzen Zweig abschneidet.

Um den Bäumen möglichst wenig Schaden zuzufügen, solltet Ihr die Ernte auf mehrere Bäume verteilen – und diese stehen am besten im eigenen Garten (und nicht in einer Schonung, wo wertvolle Weihnachtsbäume gezogen werden).

Mädchen wiegt Zucker für Limonade ab

Vor dem Einkochen müssen die Tannenspitzen gut gespült werden. Durch das in der Tanne enthaltene Harz lindert der pure Sirup übrigens auch Hustenbeschwerden. Sehr lecker schmeckt es, wenn Ihr die Hälfte des Zuckers durch Honig ersetzt.

Tipp: Statt Tannenspitzen könnt Ihr für den Sirup auch die jungen Triebe der Fichte nehmen; das sorgt allerdings für ein herberes Aroma.

Weiß-Tanne (Abies alba)

Zweige Weiß-Tanne
Familie: Kieferngewächse
Merkmale: immergrüner Baum mit flachen, dunkelgrünen Nadeln, deren Unterseite silbrig schimmert; aufrechte Zapfen
Vorkommen: Bergland, leicht feuchte Böden
Blüte: April bis Juni (kurz vor dem Erscheinen der neuen Triebe)
Wissenswert: „Fichte sticht, Tanne nicht“ – mit diesem Merksatz lassen sich die beiden Nadelbäume gut unterscheiden. Außerdem hängen Fichtenzapfen nach unten.

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