Wir bauen eine Miniatur-Bergwelt!

Ob karges Gebirge wie bei Winnetou oder Alpen-Idylle wie bei Heidi: Einen Steingarten zu pflanzen, ist ganz einfach – und die Pflanzen darin sind ebenso interessant wie pflegeleicht. Wir zeigen Euch, wie Ihr im Handumdrehen eine kleine Spiellandschaft gestaltet

Garten & Balkon
Von Lena Blosat, 14.12.2021 0 Kommentare

Im Herbst einen Garten pflanzen? Warum nicht? Unser Steingarten besteht aus lauter winterharten Pflanzen, also solchen, die den Winter überleben. Sie können bis in den November hinein gepflanzt werden. In ihrer Wildform stammen sie aus dem Gebirge, sind Frost und sogar Schnee gewohnt. Einige von ihnen sind immergrün und behalten auch in der kalten Jahreszeit ihre grünen Blätter. Andere sind Stauden, die sich im Winter ganz in den Boden zurückziehen und erst im Frühling wiederkommen. Es sieht dann so aus, als wäre die Pflanze abgestorben, aber Ihr werdet Euch wundern!

Einen Steingarten könnt Ihr natürlich auch in viel größerem Maßstab anlegen. Unsere Version braucht aber auf dem Balkon nicht viel Platz und lädt trotzdem zum Schauen und Spielen ein.

Material & Werkzeug

Material

  • Pflanzgefäß
  • Erde
  • Sand
  • Splitt oder feiner Kies
  • Tonscherben oder grober Kies
  • Pflanzvlies
  • Steine in allen Größen
  • Wurzeln oder schöne Äste
  • Steingarten-Pflanzen

Werkzeug

  • Hammer
  • Akkubohrer
  • Tacker
  • Handschaufel
  • Gießkanne

Zeitaufwand: 2 Stunden (ohne Einkauf)

1. Pflanzen

Die meisten Steingarten-Pflanzen wachsen im Gebirge nur dort, wo direkte Sonne hinkommt – davon brauchen sie viel. Ansonsten sind sie sehr genügsam, benötigen kaum Nährstoffe und kommen auch eine längere Zeit ohne Wasser klar. Das heißt, Ihr müsst die Pflanzen nicht düngen und nur selten gießen.

Um sich an das raue Klima in den Bergen anzupassen, schützen sich Gebirgspflanzen wie Fetthenne oder Steinbrech mit dicken, ledrigen Blättern, die oft zusätzlich von einer Wachshaut überzogen oder behaart sind. Viele haben unscheinbare Blüten, dafür aber auffallende Formen. Schaut Euch unbedingt den Hauswurz mal genauer an!

Um ihre Blüten vor rauem Wind zu schützen, bilden Alpenblumen häufig keine langen Stängel aus, sondern dichte Polster aus vielen kleinen Blüten. Andere wie der Thymian locken mit starkem Duft.

Wählt eine Mischung aus Farben und Formen, die Euch gefällt. Fast alle Steingartenpflanzen wachsen dicht über dem Boden. Um Akzente zu setzen, könnt Ihr einzelne hohe Gräser oder Zwerg-Koniferen (kleine Nadelbäume) setzen.

Steingarten-Pflanzen

  • Blühpflanzen: Blaukissen (Aubrieta), Steinbrech (Saxifraga), Enzian (Gentiana), Kuhschelle (Pulsatilla), Edelweiß (Leontopodium), Fetthenne oder Mauerpfeffer (Sedum), Steinkraut (Alyssum), Polsterphlox (Phlox subulata), Hauswurz (Sempervivum), Gänsekresse (Arabis alpina), Glockenblume (Campanula), Zwerg-Storchschnabel (Geranium pusillum), Silberwurz (Dryas octopetala), Salbei (Salvia), Thymian (Thymus), Wildtulpen (Tulipa tarda)
  • Zwerg-Koniferen: Wacholder (Juniperus), Kiefer (Pinus), Lebensbaum (Thuja)
  • Außerdem: Gräser, Moose (z. B. Sternmoos)

2. Gefäß

Anstatt ein kleines Hochbeet oder eine Pflanzkiste zu kaufen, haben wir uns einfach nach einem passenden Gefäß in unserer Umgebung umgeschaut – und uns für eine übrig gebliebene Kommoden-Schublade entschieden. Das Gute an einem Steingarten ist nämlich, dass man gar kein tiefes Gefäß, sondern nur ein wenig Fläche braucht.

Miniatur-Welt: Pflanz-Gefäß
Unsere Pflanz-Schublade kleiden wir von innen mit Unkrautvlies aus. Am besten tackert Ihr es fest

Wichtig ist, dass das Gefäß einen guten Ablauf hat: Wir haben deshalb Löcher in den Boden gebohrt und die Schublade auf Füße gestellt. Dafür haben wir die Klötze einer alten Palette genommen und mit wenigen Schrauben befestigt. Anschließend haben wir die Schublade innen mit durchlässigem Pflanzvlies ausgeschlagen, um das Holz zu schützen. Das hält natürlich nicht für die Ewigkeit, aber einige Jahre – und dann will der Steingarten vielleicht ohnehin erneuert werden. Ihr könnt die Schublade aber auch wetterfest streichen oder Euch gleich für ein robusteres Gefäß entscheiden!

Miniatur-Welt: Boden
Unter die Schublade haben wir die Klötze einer alten Palette geschraubt

Das passt: ehemalige Sandkiste, Kommoden-Schublade, Große Obstkiste, Halbschale von einem kaputten Kugelgrill, ausrangiertes Waschbecken, Steintrog, alte Munitionskiste, Zinkwanne

3. Drainage (Wasserablauf)

Am Berg läuft Regenwasser sofort ab, deshalb vertragen es unsere Pflanzen nicht, wenn sich Nässe im Steingarten staut. Das Wichtigste ist deshalb eine gute Drainage. Auch hierfür haben wir zurück gegriffen auf das, was wir bereits hatten: Viele angeschlagene oder zerbrochene Tontöpfe. Diese haben wir in einen Leinenbeutel gesteckt (damit keine Splitter fliegen) und mit einem Hammer zu Scherben zerhauen. Ihr könnt aber auch Kieselsteine oder Bauschutt zuunterst in die Kiste legen. Die Tonscherben-Schicht haben wir mit einer Kokosmatte (Winterschutz aus dem Vorjahr) abgedeckt, damit die Erde nicht in die Zwischenräume rutscht. Ihr könnt hierfür aber auch ein Pflanzvlies oder jedes andere wasserdurchlässige Gewebe nehmen.

Miniatur-Welt: Drainage
Das Pflanzgefäß muss nicht tief sein, aber das Wasser muss ablaufen können. Deshalb kommen Löcher in den Boden

Tipp: Im Steingarten könnt Ihr allerlei geliebte Fundstücke unterbringen, die Ihr den Sommer über angesammelt habt: schöne Steine oder Treibholz. Wenn Ihr wollt, kann der Steingarten im Advent auch als Kulisse für eine Krippe dienen.

4. Boden

Die Gebirgspflanzen sind an nährstoffarme und sehr durchlässige Böden gewöhnt. Das heißt, dass auch die Erde selbst eher krümelig-sandig ist, damit das Wasser gut ablaufen kann.

Gemisch für den Boden
Damit der Mix aus Sand, Kies und Erde nicht in die Drainage-Schicht rutscht, haben wir sie mit einer Kokosmatte abgedeckt. Große Steine helfen, Erhebungen zu modellieren

Das erreicht Ihr, indem Ihr Eure Blumenerde mit Sand und feinem Kies mischt:

  • 60 Prozent Blumen- oder Gartenerde
  • 25 Prozent gewaschener Sand
  • 15 Prozent Splitt oder feiner Kies

Für unsere Schublade haben uns zehn Liter gereicht. Die Steingarten-Pflanzen brauchen nämlich wirklich nicht viel Erde. Im Gebirge wachsen sie auf Felsen und suchen sich mit ihren Wurzeln das bisschen Erdreich in den Ritzen und Spalten.

5. Landschaft

Wenn Ihr eine erste dünne Schicht Erde eingefüllt habt, geht es an die Gestaltung der kleinen Felsenlandschaft. Es sieht nicht nur gut aus, sondern das Wasser läuft auch noch besser ab, wenn Ihr von Anfang an eine kleine Erhebung einplant. Hierfür braucht Ihr ein paar große Steine, die nicht hübsch sein müssen. Es eignen sich zum Beispiel auch alte Backsteine. Diese legt Ihr an die gewünschte Stelle und bedeckt sie mit Erde. Weitere Steine könnt Ihr an anderen Stellen so eingraben, dass ein Teil noch aus der Erde ragt. Ihr könnt auch Wege anlegen, die Ihr mit Feinkies ausstreut oder auf denen Ihr flache Steine wie Platten verlegt. Wurzeln und Stöckchen sehen in Eurer Miniaturwelt aus wie umgestürzte Bäume.

6. Einpflanzen

Jetzt könnt Ihr die Pflanzen im Garten verteilen. Sucht zuerst einen Lieblingsplatz für die Nadelbäumchen, die aufgrund ihrer Höhe die Gartenansicht dominieren. Diese müsst Ihr auch am tiefsten eingraben. Die anderen Steingarten-Pflanzen sind sehr einfach zu handhaben: Drückt die Ballen vorsichtig aus den Plastiktöpfen und lockert das Wurzelwerk. Ihr könnt die meisten Pflanzen problemlos teilen und die kleineren Pflänzchen an verschiedenen Stellen verteilen. Ihr müsst sie nicht tief einpflanzen, sondern nur gut in die lockere Erde drücken und vielleicht etwas Erde anhäufeln, damit die Wurzeln ganz bedeckt sind. Versucht dabei, die Pflanzen eng an die Steine zu pflanzen, sodass sie nicht nur dazwischen, sondern auch darüber hinweg wachsen können. Lücken könnt Ihr nachträglich mit Steinen füllen.

Am Ende solltet Ihr Euren Steingarten einmal gießen, damit die Wurzeln in die Erde eingeschwemmt werden – aber vorsichtig, damit das Wasser die Steine nicht fortspült! Ansonsten benötigt der Garten kaum Pflege. Schaut ab und zu vorbei, was sich Neues tut – die kleinen Blumenwunder könnt Ihr am besten von ganz Nahem erkennen!

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