Warum tickt die Ampel?

Manche Ampeln geben durchgehend ein leises Geräusch von sich. Hier erfahrt Ihr, warum dieses Ticken einen sehr guten Grund hat, und was der gelbe Kasten an der Ampel Euch sonst noch so verrät!

Kinderfragen
Von Anna Biß, 06.01.2022 0 Kommentare

Blinde bzw. sehbeeinträchtigte Personen, also Menschen, die nicht oder nicht so gut sehen können, sind im Alltag auf verschiedene Hilfsmittel angewiesen. Zum Beispiel auf etwas oder eine Person, das oder die ihnen sagt, ob die Ampel grün oder rot ist. Deshalb geben viele Ampeln Töne von sich – und zwar zwei verschiedene: einen langsamen Ton, damit eine sehbehinderte Person die Ampel findet, und einen schnelleren, wenn die Ampel grün wird.

Die beiden Töne, die eine solche Blindenampel von sich gibt, werden Auffinde- und Freigabesignal genannt. Wie laut das Ticken ist, hängt übrigens vom Lärm in der Umgebung der Ampel ab. Die Lautstärke des Signals passt sich also automatisch an. Nachts, wenn wenig Verkehr ist, ist es leiser, auch damit Anwohner*innen nicht gestört werden. Das Auffindesignal, also das langsame Ticken, ist bei eingeschalteter Ampel immer an und sollte aus mindestens fünf Metern Entfernung zu hören sein.

Neben diesen akustischen Hilfen, bieten manche Ampeln blinden Menschen aber noch mehr: den gelben Kasten mit Drücker, der in der Fachsprache auch "Anforderungskasten" genannt wird. Was viele nicht wissen: dieser Kasten ist tatsächlich – außer bei Bedarfsampeln, die nur angehen, wenn ein Schalter gedrückt oder berührt wird – nur für blinde Menschen wichtig. Das Berühren des Kastens sorgt nämlich nicht dafür, dass Ampeln schneller grün werden.

Blindenampel und Kinderhand
Bei einer modernen Blindenampel befindet sich unten am Anforderungskasten ein Taster, der bei grün vibriert

Stattdessen sind an diesem Kasten, je nach Ampeltyp, verschiedene Informationen für Personen mit Sehbehinderung "versteckt", die ertastet werden können. Bei älteren Blindenampeln ohne Tonsignal muss zum Beispiel zunächst ein Blindenzeichen berührt und dann die Handfläche unter den Kasten gehalten werden. Springt die Ampel dann auf Grün, spürt man hier ein Vibrieren.

Bei neueren Ampeln mit Tonsignal gibt es unter dem Kasten einen Taster, mit dem das Freigabesignal, also das schnellere Ticken oder Piepen bei Grün, angefordert werden kann. Auch dieser vibriert oft zusätzlich, wenn die Ampel auf grün umspringt. Auf dem Taster an der Unterseite des Kastens ist ein Pfeil, dessen Form genau anzeigt, wie die jeweilige Straße "aussieht", die überquert werden muss, bzw. ob es Hindernisse wie zum Beispiel Verkehrsinseln gibt.

Fühlbare Zeichen bei Blindenampeln

Blindenampel: Pfeil mit Halbkugel
Ein Pfeil mit einem halbkugelförmigen Punkt zeigt an, dass eine weitere Verkehrsinsel mit einer Ampel folgt

  • Glatter Pfeil: normale Straßenüberquerung während der Grünphase möglich
  • Pfeil mit Halbkugel: nach der Überquerung folgt eine weitere Verkehrsinsel mit einer Ampel für die nächste Fahrspur
  • Pfeil mit erhöhtem Querbalken: es gibt während der Überquerung eine Verkehrsinsel
  • Pfeil mit Querkerbe: Gleise oder Busspuren ohne eigene Ampel müssen überquert werden

Auch spezielle Bodenplatten geben sehbehinderten Menschen Auskunft darüber, wie eine Straße überquert werden muss

Außerdem sind rund um die Ampel oft spezielle Bodenplatten verlegt, die mit einem Blindenstock gut ertastet werden können. Für eine blinde Person bedeuten Rillen und Noppen auf dem Gehweg immer: Achtung, hier musst Du besonders aufpassen! Die Rillen zeigen zum Beispiel an, in welcher Richtung die Straße überquert werden muss. Sie sind für sehbehinderte Menschen so auch an Überwegen ohne Ampeln ein guter Anhaltspunkt und sorgen dafür, dass sie sicherer die Straßenseite wechseln können.

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