Welcher Hirsch ist das?

Reh, Damwild, Elch und Co. – in unserem Lexikon stellen wir in Europa lebende Hirscharten und ihre Eigenheiten vor.

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Von Anna Biß, 13.01.2020 0 Kommentare

Lexikon: Unsere Hirsche

Zur Familie der Hirsche gehören fast 50 Arten, von denen aber nur wenige in Europa beheimatet sind. Die übrigen leben vor allem in Asien sowie Nord- und Südamerika. Ihr markanteste Merkmal ist das Geweih, das zumeist nur von den männlichen Tieren getragen wird. Deswegen bedeutet der lateinische Name der Hirsche "Cervidae" übersetzt auch Geweihträger. Die Geweihe bestehen aus Knochen und werden jedes Jahr abgeworfen und neu gebildet.

Europäische Hirscharten

Damhirsch (auch: Damwild)

Damhirsche auf der Lichtung
Beim Damwild tragen nicht nur Kälber, sondern auch die erwachsenen Tiere helle Flecken im Fell. Bei Gefahr flüchten sie mit aufgestelltem Schwanz in sogenannten Prellsprüngen.

Steckbrief

  • Länge: bis 1,8 m
  • Schulterhöhe: bis 1 m
  • Gewicht: bis 120 kg
  • Lebensraum: Lichtere Laub- und Mischwälder
  • Verbreitung: zwischenzeitlich ausgestorben, vor 2.000 Jahren von den Römern wieder in Mitteleuropa eingeführt und häufig in Wildgehegen gehalten; heute weltweit recht verbreitet

Merkmale Weißgeflecktes Sommerfell, im Winter graubraun mit kaum noch sichtbaren Flecken; lange Beine und langer Schwanz (Wedel) mit schwarzer Spitze; Hintern weiß (Spiegel) mit schwarzer Umrandung; schaufelartiges Geweih beim männlichen Hirsch. Verhalten Zur Brunftzeit gräbt der Hirsch eine Kuhle, uriniert hinein und suhlt sich darin; sein intensiver Geruch sowie eintöniges Rufen lockt dann die weiblichen Tiere an. Lebensweise Gesellig, außerhalb der Brunft im Oktober/November bilden weibliche Tiere und junge Hirsche je eigene Rudel, alte Hirsche sind häufig allein unterwegs. Nahrung Gräser, Kräuter, Blätter, Früchte, Eicheln und Bucheckern.

Elch

Elchkuh mit zwei Kälbern
Der Elch ist der größte aller Hirsche – je weiter im Norden er lebt, desto größer wird er. Die Elchschaufeln können bis zu 2 m breit und über 20 kg schwer werden.

Steckbrief

  • Länge: bis 3 m
  • Schulterhöhe: bis 2,3 m Gewicht: bis 800 kg
  • Lebensraum: große Wälder, Moore, Sümpfe sowie Fluss- und Seenlandschaften
  • Verbreitung: Nord- und Osteuropa sowie Russland und Nordamerika

Merkmale Großes, schaufelförmiges Geweih beim Bullen, bei Jungtieren zunächst nur stangenförmig; langer, pferdeähnlicher Kopf mit gewölbter Nase (Ramsnase) und längere Oberlippe; hoher, buckelartiger Widerrist; dichtes, langes Fell als Kälteschutz. Verhalten Federnder Trab; wiehert. Gräbt im Winter mit den Hufen bis zu 40 cm tief im Schnee nach Nahrung. Verharrt bei Gefahr reglos; bewegt sich lautlos durch den Wald. Lebensweise Meist Einzelgänger. Fühlt sich bei Temperaturen zwischen 10 und -22 Grad Celsius am wohlsten. Nahrung Wasser- und Sumpfpfl anzen, Blätter, Knospen, Triebe, Zweige, Gräser und Kräuter. Ein erwachsener Bulle braucht 15 bis 30 kg Nahrung am Tag.

Reh (auch: Europäisches Reh)

Rehbock auf Feld
Nur männliche Rehe tragen ein kleines Geweih (auch Gehörn genannt). Es wächst aus lebendem Gewebe und wird im Frühjahr von Fellresten befreit („gefegt“). Im Winter wird es abgeworfen.

Steckbrief

  • Länge: bis 1,3 m
  • Schulterhöhe: bis 0,8 m
  • Gewicht: bis 25 kg
  • Lebensraum: von der Küste bis ins Hochgebirge in Randzonen von Busch und Mischwäldern, Feldern, auch in der Nähe menschlicher Siedlungen
  • Verbreitung: in den meisten Teilen Europas und Asiens

Merkmale Kleinste einheimische Hirschart; Fell im Sommer rot-, im Winter graubraun, Jungtiere (Kitze) zur Tarnung gepunktet; Hinterteil höher als Widerrist; weißer Fleck am Hintern (Spiegel); Schwanz kaum sichtbar; kann sehr gut riechen und hören, sieht aber schlecht und ist farbenblind. Verhalten Fiepen des weiblichen (Ricke) und Bellen des männlichen Rehs (Bock) zur Paarungszeit im Juli/August. Lebensweise Vor allem dämmerungs- und nachtaktiv; Einzelgänger, nur im Winter schließen sich Rehe zu Gruppen (Sprüngen) zusammen; im Mai/Juni legt die Ricke meist zwei Kitze gut getarnt im hohen Gras ab. Nahrung Kräuter, Gräser, Blätter, Triebe, Knospen und Früchte.

Rentier (auch: Ren)

Rentiere im Schnee
Rentierherden legen im Winter große Wanderungen zwischen Tundra (Kältesteppe) und Taiga (nordische Nadelwälder) zurück, weil dort der Schnee niedriger ist. Bei ihnen tragen auch die Kühe ein Geweih.

Steckbrief

  • Länge: bis 2,2 m
  • Schulterhöhe: bis 1,4 m
  • Gewicht: bis 315 kg (Bullen während der Brunftzeit)
  • Lebensraum: arktische Tundra und subarktische Taiga, Gebirgsgegenden und offenes Waldland
  • Verbreitung: Nordasien; wildlebend in Europa nur in der Hardangervidda (Norwegen), auf Spitzbergen, in Grönland sowie in Teilen Finnlands

Merkmale Dichtes Fell; beide Geschlechter tragen ein Geweih, allerdings ist das vom Weibchen kleiner; lange, dünne Beine und große, paddelartige Hufe, mit denen sie auch gut schwimmen können. Verhalten Bullen liefern sich während der Brunftzeit im September/Oktober auch Kämpfe auf Leben und Tod; die Sieger paaren sich mit bis zu 12 Kühen, oft überleben sie den harten Winter anschließend nicht. Lebensweise Herdentier; nach der Paarungszeit wird das Bullen-Geweih abgeworfen, im Mai wächst ein neues nach; bei den Weibchen passiert das erst im Juli, zur Geburt der Kälber. Nahrung Blätter, Kräuter, Gräser, Pilze, Flechten; bei Nahrungsmangel im Winter auch Fleisch, z. B. Lemminge.

Rothirsch (auch: Rotwild, Edelhirsch)

Rothirsch im Sonnenaufgang
Zur Brunftzeit liefern sich die männlichen Rothirsche heftige Revierkämpfe. Der Sieger (Platzhirsch) darf sich mit allen Kühen paaren.

Steckbrief

  • Länge: bis 2,5 m
  • Schulterhöhe: bis 1,5 m
  • Gewicht: bis 250 kg
  • Lebensraum: früher Steppe, in Europa heute fast ausschließlich in Wäldern
  • Verbreitung: in ganz Europa, Zentral- und Westasien sowie Nordamerika

Merkmale Im Sommer rotbraunes Fell, im Winter dunkel- bis braungrau; Kälber zur Tarnung hell gefleckt; beim männlichen Tier großes Geweih mit maximal 24 Spitzen (Enden), das im Februar und März abgeworfen und bis zum Herbst neu gebildet wird; kann gut hören und riechen. Verhalten Suhlt sich gerne im Schlamm; leise Lockrufe zwischen Kälbern und Müttern; zur Paarungszeit im September/Oktober lautes Röhren des männlichen Hirsches. Lebensweise Gesellig; Tagesrhythmus vom Fressen (Äsen) und Wiederkäuen bestimmt; im Mai/Juni werden die Kälber geboren. Nahrung Gräser, Kräuter, Eicheln und Bucheckern sowie Knospen und junge Triebe.

Sikahirsch

Sikahirschkuh mit Kalb
Sikahirsche stammen ursprünglich aus Ostasien, „Shika“ bedeutet im Japanischen „Hirsch“. Durch die hellen Flecken ähneln sie dem Damwild.

Steckbrief

  • Länge: bis 1,3 m
  • Schulterhöhe: bis 1,1 m
  • Gewicht: bis 80 kg
  • Lebensraum: Wälder, Parks und Wildgehege
  • Verbreitung: im 19. Jh. als Parkwild in Deutschland eingeführt, heute einige freilebende Bestände, vor allem in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein

Merkmale Fell im Sommer gelbrot mit hellen Flecken, hellem Bauch und weißem Spiegel; Winterfell grau- bis schwarz-braun. Gedrungener Körper mit kurzen Beinen; Geweih beim Hirsch mit maximal acht Enden. Verhalten Suhlt sich im Schlamm. Ende August beginnt die Brunftzeit; der Hirsch röhrt dann nicht, sondern pfeift schrill in kurzer Serie. Lebensweise Entfernt sich meist nicht sehr weit von seinem Standort. Lebt in der Regel im Rudel nach Geschlechtern getrennt; alte Hirsche sind zuweilen Einzelgänger. Geweih wird im März/April abgeworfen, das neue von Ende Juli bis August/September „gefegt“, von Geweihhaut befreit. Nahrung Vor allem Gräser und Kräuter, aber auch Knospen, Triebe und Früchte.


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